„Mit großer Trauer verkünden wir das Ableben von Peter Lindbergh am 3. September“ – ein Schock, der da plötzlich via Instagram kam. Denn Peter Lindbergh ist nicht einfach irgendein Fotograf gewesen. Er war der Revolutionär der Neuzeit-Modefotografie und hat das geschafft, was vor ihm nur wenigen gelungen ist: diese besondere Aura in seinen Bildern sprechen zu lassen.
Peter Lindbergh: Leben und Werk
Am 23.November 1944 wurde Peter Lindbergh als Peter Brodbeck in Lezno (Polen) geboren. Seine Familie wurde allerdings nach Deutschland vertrieben und so wuchs er in Duisburg auf. Sein Geld verdiente er anfangs als Schaufensterdekorateur. Er studierte Malerei und arbeitete später als Werbefotograf. Erst als ihn 1978 der Stern mit einer Mode-Strecke beauftragte, gelang ihm ein kleiner Durchbruch. Kurz darauf wechselte er seine Heimat und zog nach Paris. Der Beginn einer Ära.
Von nun an arbeitete er für berühmte Designer wie Karl Lagerfeld, Jean-Paul Gaultier und Giorgio Armani, wurde in den namhaftesten Magazinen weltweit gedruckt – von Vogue über Stern bis zur Vanity Fair – und prägte mit seinen Cover-Bildern die Magazinlandschaft wie kein anderer. I
Peter Lindbergh: Der „Vater“ der Supermodels
In den 90ern dann war er der Stein des Anstoßes für die Ära der Supermodels, als er dieses außergewöhnliche Cover auf der britischen Vogue landete. Darauf zu sehen: Linda Evangelista, Naomi Campbell, Tatjana Patitz, Cindy Crawford und Christy Turlington – gemeinsam in den Straßen von New York.
Durch dieses Bild fühlte sich Superstar George Michael inspiriert und buchte kurzerhand alle Models für den Dreh zum Musikvideo „Freedom ’90“. Daraufhin war es Gianni Versace, der sie alle für seine Fashionshow in Mailand engagierte. Und die Gagen stiegen ins Unermessliche. Plötzlich wurden Models wie Stars bezahlt und sollten keine emotionslosen Kleiderständer mehr sein. Es ging viel mehr darum Persönlichkeit und Courage zu zeigen.
Er schaffte es also, der Welt seinen Blickwinkel auf das Thema zu eröffnen und seine Idealvorstellung von Ästhetik auf die Modewelt auszuweiten. Für ihn ging es in seinen Bildern schließlich nie um Schönheit. Es ging ihm um Individualität und den Mut, sich zu zeigen. Ob stark oder sensibel, so lange man bei sich selbst bleibt. Genau das macht seine Bilder unvergessen. Diese Courage und Stärke, die er in jedem Foto sprechen lässt. Völlig egal, wer da vor ihm stand: ob Cindy Crawford, Tatjana Patitz, Helena Christensen, Linda Evangelista, Naomi Campbell, Claudia Schiffer, Bradley Cooper, Lady Gaga, Penelope Cruz, Nicole Kidman oder Helene Fischer, die er erst im Januar für das deutsche Cover der „Vogue“ fotografierte.
Was er sich übrigens einst für seinen Grabstein gewünscht hat? Die mehr als bescheidene Aufschrift: „Hier liegt ein Mann, der sein Talent bei der Arbeit entdeckt hat.“